§ 37. Betonung in Eigennamen. In deutschen Eigennamen fällt die Betonung gewöhnlich auf die erste Silbe, z. B.: 'Eise, 'Walter, 'Gisela ['giizala-J, 'Emil ["e:mi:l].
In den Namen Johann und Georg ist die Betonung schwankend: 'Johann und Jo'hann, 'Georg und Ge'org. In dem Namen E'lisabeth fällt die Betonung auf die zweite Silbe.
Weibliche Eigennamen mit fremdartigen Endungen (ursprünglich mit latinisierten oder französischen) haben die Betonung auf der vorletzten Silbe, z. B.: Friede'rike, Wil-hel'mine, Ma'thilde, Leo'nore.
§ 38. Betonung in zusammengesetzten Wörtern. Zusammengesetzte Wörter können eine und auch zwei Betonungen haben. Zusammensetzungen, die isoliert gesprochen werden, haben zwei Betonungen: eine Haupt- und eine Nebenbetonung. Die Hauptbetonung fällt gewöhnlich auf die erste Komponente, die Nebenbetonung auf die zweite, z. B.: das 'Klassenzimmer. Kurze Wortzusammensetzungen können mit einer Betonung gesprochen werden, z. B.: das 'Lehrbuch.
Längere Wortzusammensetzungen haben zwei Betonungen. Die Hauptbetonung fällt gewöhnlich auf die erste Komponente, die Nebenbetonung auf die dritte, z. B.: das 'Stein-kohlenybergwerk, der 'Volkskamme abgeordnete.
Anmerkung. Der Vokal ist in den Stammsilben immer ohne Reduktion zu sprechen, auch wenn er nicht betont ist (siehe § 25).
In der Rede hängt die Anzahl der Betonungen in Zusammensetzungen von ihrer Stellung im Satz ab: in der Mitte des Satzes haben sie gewöhnlich eine Betonung, z. B.: Er hat die "Herbstmesse besucht; vor einer Pause haben Zusammensetzungen zwei Betonungen, wobei die zweite Betonung verstärkt wird, so daß im Wort zwei Hauptbetonungen entstehen, z. B.: Er besuchte die "Herbst"messe.
Auf die Anzahl der Betonungen im Wort wirkt auch das Tempo: je schneller das Tempo ist, desto weniger Betonungen sind im Wort.
1. In zusammengesetzten Substantiven fällt die Hauptbetonung auf das Bestimmungswort, das Grundwort (gewöhnlieh das letzte Wort) ist unbetont oder nebenbetont, z. B. das -'Lehrbuch, das 'Klassenzimmer, die Ver'kaufsstellen leiterin.
In den Wörtern Jahr'fünf t, Jahr'zehnt, Jahr'hundert, Jahr-'tausend steht das Bestimmungswort an der zweiten Stelle, darum ist der zweite Bestandteil betont.
2. In zusammengesetzten Verben fällt die Betonung auf das erste Verb, das zweite Verb ist unbetont oder nebenbetont, z. B.: 'kennenlernen, spa'zierengehen oder 'kennen lernen, spa'zierengehen.
3. In zusammengesetzten Adjektiven und Partizipien fällt die Hauptbetonung meistens auf das erste Wort, d zweite Wort ist unbetont oder nebenbetont, z. B.: 'gutgi ylaunt, 'freiheitsliebend, se'kunden lang, 'altdeutsch, 'al modisch, aber: alt'englisch, alt'indisch.
Zusammengesetzte Adjektive, deren erster Teil ein Ver Stärkungswort ist, haben die Hauptbetonung auf dem zweiten Wort, z. B.: blut'jung=sehr jung, riesen'groß=se* groß, blitz'blank=sehr blank. Doch können solche Wort auch die sogenannte schwebende Betonung haben, d. beide Stämme werden gleichstark betont, z. B.: 'blitz'blan
4. In zusammengesetzten Numeralien sind gewöhnli alle Komponenten gleich stark betont, z. B.: 'vierhundert -'zwölf. Doch kann eine der Komponenten je nachdem, was hervorgehoben werden soll, eine stärkere Betonung bekoni men, z. B.: Er ist vierund'dreißig (nicht vierund'zwanzig Jahre alt.
Beim Zählen wird die erste Komponente stark betont z. B.: 'einunddreißig, 'zweiunddreißig, 'dreiunddreißig usw.
5. Die meisten zusammengesetzten Adverbien haben nur eine Betonung; sie fällt gewöhnlich auf das zweit* Glied, z. B.: hin'auf, her'ab, vor'an, über'all, so'fort, al-ler'dings, unter'wegs, vor'handen, im'stande, willkommen über'haupt, zu'sammen.
In den Adverbien mit der zweiten Komponente -seats -wärts, -mals, -so, -halb und in einigen anderen ist пи eine Betonung. Sie fällt immer auf das erste Glied, z. B.| *flbselts, -vorwärts, -damals, 'ebenso, -'deshalb. Manchma* isi die Betonung schwankend, z. B.: -'keinesfalls und keines* *falls, 'größtenteils und größtenteils.
In zusammengesetzten Adverbien mit der ersten Componente da- fällt die Betonung gewöhnlich auf die zweite Koi ponente, z. B.: da'mit, da'her, da'rum. Doch bei beto: hinweisender Bedeutung kann die Betonung auf die ers Komponente übertragen werden.
6. Zusammengesetzte Fragepronomen haben immer nur eine Betonung; sie fällt auf die zweite Komponente, z. B.: wo'rauf, wa'rum, wes'halb, wie'so.
7. Für die Betonung in Zusammensetzungen, die aus einem Numerale und zwei Substantiven bestehen, gelten sehr komplizierte Regeln, nach denen entveder das Numerale oder das erste Substantiv die Betonung bekommen, häufiger aber wird das erste Substantiv betont, z. B.: Zweiphasenstrom, Fünf'jahrplan, Sieben'meilenstiefel, Hundert'meterlauf, Drei-'zimmerwohnung, Zwei'markstück, Achtstundentag; aber: 'Eintagsfliege, 'Dreibettzimmer.
§ 39. Betonung in Abkürzungen. Abkürzungen haben nur eine Betonung. In Abkürzungen, die aus Buchstaben bestehen, die wie selbständige Wörter gesprochen werden, fällt die Betonung auf den letzten Buchstaben, z. B.: FDJ ["efde:'jot], DDR [de:de:"er], USA ['u:'es"a:].
Wenn Abkürzungen nach ihrem Lautwert ausgesprochen werden, haben sie die Anfangsbetonung wie in einfachen Wörtern, z. B.: UNO ["u:no:], NATO ['na:to:I.
Wortkürzungen haben meistens die Betonung auf der ersten Silbe, z. B.: 'Foto, 'Kilo; aber: das La'bor (=das Labo-ra'torium).
Die Zusammensetzungen aus einem Buchstaben und einem Substantiv haben die Betonung auf dem Buchstaben, z. B.: D-Zug ['de:tsu:k], S-Bahn ["эsba:n].
§ 40. Übertragung der Hauptbetonung unter dem Einfluß von Gefühlen. Abgeleitete und zusammengesetzte Adjektive und Adverbien haben in der'Regel die starke Betonung auf dem ersten Präfix, z. B.: 'unübertrefflich, 'ausgezeichnet, 'vorzüglich.
Beim ernotionellen Sprechen jedoch wird die Hauptbetonung häufig auf den Stamm übertragen, das Präfix bekommt dann eine rhythmische Betonung oder sogar eine Nebenbetonung, z. B.: das war eine ausgezeichnete Antwort, der Darsteller ist unübertrefflich, das ist vor'züglich. Manchmal entstehen auf solche Weise Bedeutungsunterschiede, z. B.: eine 'unerhörte Bitte — ist eine Bitte, die nicht erhört wurde; eine uner'hörte Bitte — ist eine freche, eine unverschämte Bitte.