§ 1. Allgemeines. Das Verb bezeichnet einen Vorgang. Unter dem Vorgang werden in der Grammatik eigentliche Vorgänge, d. h. Handlungen sowie Zfaffanffe und der Übergang aus einem Zustand in einen anderen verstanden, z. B.: arbeiten, schreiben, laufen (Vorgang); sitzen, schlafen, wohnen (Zustand); aufstehen, einschlafen, erwachen (Übergang aus einem Zustand in einen anderen).
Das deutsche Verb verändert sich nach Person, Zahl, Zeit und Modus. Die transitiven Verben verändern sich auch nach dem Genus.
Dem deutschen Verb sind folgende grammatische Kategorien eigen:
Drei Personen: die erste Person — der Spre chende selbst; die zweite Person — der Angesprochene; die dritte Person — die Person (oder die Sache), über die
gesprochen wird.
Zwei Zahlformen (Numeri); der Singular (die Einzahl); der Plural (die Mehrzahl).
Sechs Zeitformen (Tempora), die drei Zeit stufen — die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zu kunft — ausdrücken: das Präsens — die Gegenwart; das Präteritum, das Perfekt, das Plusquamperfekt — die Vergan genheit; das Futurum I (1. Futur), das Futurum II (2. Futur) — die Zukunft.
Drei Modi (Aussageweisen): der Indikativ (die Wirklichkeitsform); der Konjunktiv (die Möglichkeitsform); der Imperativ (die Befehlsform).
Zwei Genera (Handlungsformen): das Aktiv (die Tätigkeitsform); das Passiv (die Leideform).
Die Veränderung des Verbs nach Person, Zahl, Zeit, Modus und Genus heißt die Konjugation. Die konjugierbare Form des Verbs heißt auch das Verbum finitum. Sie wird im Satz als Prädikat (oder als Bestandteil des Prädikats) gebraucht.
Außer den konjugierbaren Formen hat jedes Verb auch nicht konjugierbare Formen, oder die Nominalformen (das Verbum infinitum): den Infinitiv und das Partizip
§ 2. Die semantische Klassifikation der deutschen Verben. Die deutschen Verben können je nach ihrer Semantik in vier Gruppen eingeteilt werden:
Vollverben, oder Hauptverben, die einen Vorgang, einen Zustand oder den Übergang aus einem Zustand in einen anderen ausdrücken, z. B.: lernen, kämpfen, wachsen,
einschlafen;
H i l f s v e r b e n, die zur Bildung zusammengesetz ter Verbalformen dienen: sein, haben, werden;
kopulative Verben (die Kopula, die Kopulas), die zur Bildung eines zusammengesetzten nominalen Prädikats dienen: sein, werden, scheinen, bleiben, heißen;
M o d a l v e r b e n, die verschiedene modale Bedeu tungsschattierungen wie Möglichkeit, Wunsch, Aufforderung ausdrücken und gewöhnlich in Verbindung mit einem Vollverb gebraucht werden: können, dürfen, sollen, müssen, wollen, mögen, lassen.
§ 3. Die morphologische Klassifikation der deutschen Verben. Der Infinitiv, das Präteritum und das Partizip II , eines Verbs werden als seine Grundformen betrachtet. Je nach dem Charakter der Grundformen werden die deutschen j Verben in fünf Gruppen eingeteilt:
- Starke Verben (etwa 150 einfache und ihre Ableitungen);
- schwache Verben;
- schwache Verben mit dem Umlaut im Präsens;
- die Verben Präteritopräsentia;
- unregelmäßige Verben.